4 Kommentare

Wieder im Derby-Hades


13. September 2015 – 6. Spieltag:

Die Wut ist noch immer nicht verraucht: Unfähige Schiris, irreguläre Tore und dämlich verteidigende Clubberer haben das Frankenderby versaut. Am Schluss bleibt eine erneute Derbyniederlage mit sehr fadem Beigeschmack.

Eigentlich war alles angerichtet für das 259. Frankenderby: Ein proppenvolles Stadion und hervorragende Stimmung. Die 2.200 Club-Fans, die den kurzen Weg über die Stadtgrenze nicht gescheut hatten, machten mächtig Rabatz. Diesmal jedoch mit erlaubten Mitteln – lautstark, farbenfroh und ohne Pyrotechnik und Aggression.

DSC01220_bearbeitet

Schon die kreative Anfahrt mit dem Fahrrad von Nürnberg nach Fürth verlief friedlich und reibungslos. Nach Schätzungen der Polizei haben am „Giro di Norimberga“ rund 850 Fans teilgenommen. Mal eine Anreise der anderen Art von der rot-schwarzen Fangemeinde. Dabei haben sie bestimmt auch darauf geachtet, bloß nicht zu laut und zu oft zu klingeln, nicht dass es wieder heißt: „Die bösen Club-Fans provozieren und machen nur Ärger.“

Kein Aufwind durch frühe Führung

Noch besser startete das Spiel für den Club. Bereits in der 7. Minute ging der Ruhmreiche in Führung. Der zur Bogenlampe abgefälschte Schuss von Burgstaller landete im Fürther Kasten und ließ die Gästekurve erzittern. Meine Jubelschreie im heimischen Wohnzimmer waren ebenfalls ein Test fürs heimische Gemäuer.

Endlich mal wieder eine Führung im Frankenderby – das letzte Mal bescherte uns Eigler im Jahr 2008 dieses Glücksgefühl mit seinem Schlenzer in die Gambel. Es war der vielumjubelte Siegtreffer, des bis dato letzten Sieges gegen Fürth.

Es schien also endlich mal für den FCN zu laufen. Aber wie schon beim letzten Auswärtsspiel in Bochum stellte das Team nach frühem Führungstor das Spiel nach vorne ein. Statt mit Rückenwind agierte es viel zu passiv und ließ sich in der eigenen Hälfte einschnüren. Kaum ein konstruktiver Spielaufbau. Hektisch und fahrig mit hoher Fehlerquote. Für mich ein absolutes Rätsel.

So rollten die Fürther Angriffswellen aufs FCN-Gehäuse. Vor allem Stürmer Berisha, an dem auch der Club vor der Saison interessiert war, lieferte sich mit seinem norwegischen Nationalmannschaftskollegen Hovland ein Privatduell. Doch entweder vergab er die vielen Chancen kläglich oder Kirschbaum war zur Stelle. Der passive Club bettelte um den Ausgleich.

Schiedsrichter des Jahres mit Offenbarungseid

Doch wenn es schon die Greuther nicht selber schafften, musste eben das Schiedsrichtergespann nachhelfen. Jetzt hatte der DFB mit Felix Zwayer extra den Schiedsrichter des Jahres 2014 fürs Derby nominiert, doch statt dem neutralen Ruhepol in der Derbyschlacht mutierte er leider zum 12. Mann von Grün-Weiß!

Dem Freistoß, der zum Ausgleichstor führte, ging eine Fehlentscheidung von Zwayer voraus: Polak hatte Weilandt gar nicht gefoult – es war eher umgekehrt. Schiri Zwayer stand direkt daneben und hat es trotzdem nicht gesehen. So ging es mit 1:1 in die Halbzeit.

Es kam aber noch schlimmer in der 58. Minute, weil die nächste Fehlentscheidung noch eklatanter ausfiel: Dieses Mal übersah der Linienrichter ein glasklares Abseits von Weilandt, der beim Abspiel mindestens einen Meter im Abseits stand, weiterspielen durfte und die Gastgeber in Führung brachte. Ein irreguläres Tor. Jeder im Stadion hatte es gesehen, weil direkt danach die Wiederholung auf der Videoleinwand lief. Nur der Linienrichter nicht, trotz absolut freier Sicht. Jetzt war es um meine Contenance endgültig geschehen. Im Derby so verpfiffen zu werden! Ich schimpfte wie ein Rohrspatz und haderte mit den krassen Fehlentscheidungen.

Abseitstor_Derby_bearbeitet

Zur Belohnung Champions League

Das tue ich auch jetzt noch und fordere endlich den Videobeweis nach jedem Tor, der sicherstellt, dass nur regelkonforme Tore zählen. Schluss mit diesem Dilettantismus im Profifußball! Nutzt endlich die technischen Möglichkeiten, wenn es um regulär oder irregulär erzielte Tore geht. Dafür geht es um viel zu viel bei diesem Millionenspiel.

Jetzt sollte man meinen, dass der DFB das Schiedsrichtergespann rüffelt und für seine schwache Leitung erstmal aus dem Spielbetrieb nimmt. Nein, weit gefehlt. Zur Belohnung für seine Leistung darf Zwayer diese Woche in der Champions League die Partie FC Chelsea gegen Maccabi Tel Aviv pfeifen. Da fehlen mir die Worte!

Aber es passt ins Gesamtbild, weil der DFB alles unternimmt, um seinen aufstrebenden Star weiter in den Schiedsrichterhimmel zu katapultieren: Der DFB hat den Hoyzer-Skandal vor zehn Jahren nämlich nicht wirklich vollständig aufgeklärt. Im Gegenteil – er verheimlichte die Verurteilung und Sperre von Zwayer wegen dessen Annahme von Bestechungsgeldern. Lest dazu den spannenden Artikel „Die Akte Zwayer“ erschienen bei „Zeit.de“. Einfach nur unfassbar, welche Deals der DFB so einfädelt …

Dramatische Achterbahnfahrt

Aber das Derby hatte noch mehr zu bieten als nur spielentscheidende Fehlpfiffe: So bestimmend die Fürther bis zur 60 Minute waren, doch nach dem Rückstand wachte der FCN auf und fightete endlich zurück. Der Club rannte an und erspielte sich etliche Chancen. In der 85. Minute zirkelte Schöpf den Ball rechts oben über den Innenpfosten ins Tor. Der nicht mehr für möglich gehaltene Ausgleich ließ die Club-Fans jubeln. Ich weiß nicht welche Freudenschreie lauter waren – meine oder die der Clubberer im Stadion.

Ich war mir sicher, der FCN holt mindestens einen Punkt. Plötzlich spielte der Ruhmreiche volle Pulle auf Sieg, warf alles nach vorne und scheiterte knapp. Doch dieser ungestüme Offensivdrang wurde in der 93. Minute gnadenlos bestraft. Weiter Abschlag vom Fürther Torwart, Kopfballverlängerung an unserer unsortierten Abwehr vorbei und der Stürmer läuft frei auf Kirschbaum zu, umkurvt ihn und schiebt ins lange Eck ein. Während ich NEIN, NEIN, NEIN brülle, hallen zeitgleich JAAAA-Rufe durch die Nachbarschaft. So nah liegen Freud und Leid manchmal beisammen. Fassungslos sinke ich auf meinem Stuhl zusammen.

So beschert der einzige reguläre Fürther-Treffer in der Nachspielzeit den Derbysieg. Ein Tor, das nie und nimmer fallen darf und schon gar nicht zu diesem Zeitpunkt. Da muss man sich cleverer verhalten und die Uhr runterspielen – anstatt sich auskontern zu lassen. Unsere Defensivleistung ist einfach erbärmlich!

Während sich die grün-weiße Fanschar im Fußball-Olymp wähnt, ist der Club mit seinen Fans wieder einmal in den Derby-Hades hinabgetaumelt. Auch wenn der Sieg der Fürther von den Chancen und Spielanteilen her in Ordnung geht, hinterlässt das Zustandekommen aufgrund der Schiri-Fehlentscheidungen einen faden Beigeschmack und totalen Frust. Aber seit wann geht es im Hades schon gerecht zu? Dort wird höchsten gehadert.

 

4 Kommentare zu “Wieder im Derby-Hades

  1. Alle Jahre wieder…
    Diesmal ging ich mit viel Hoffnung in den Ronhof und hatte sogar einen Platz hinter der Club-Bank, also ganz nah an meinem Ruhmreichen. Insgesamt möchte ich ein sehr kurzes Fazit ziehen.
    Gut begonnen, erschreckend nachgelassen, keine spielerische Linie erkennbar, für mich ist der Club nicht als verschworene Mannschaft aufgetreten, Fehlentscheidungen ja…aber Fürth dennoch verdienter Sieger, Weiler zu ruhig und ohne Emotion, warum spielt Blum nicht von Beginn an ?, seit Köpke leider kein adäquater Torhüter mehr beim Club, großes Lob an beide Fanlager, Neuzugang Kutschke ohne Bewährungschance aussortiert = Armutszeugnis (Fürth holt „Matchwinner“ Berisha und Kumbela für wenig Geld), Club einfach ohne
    Mumm…
    Insgesamt war ich -ähnlich wie unser Frank- mächtig bedient. Der Derbystachel sitzt seit Jahren sehr tief.
    Es bleibt zu hoffen, dass der Club in den nächsten Tagen das Umfeld in Sachen sportliche Leitung ordentlich löst. Mit dem neuen Finanzvorstand ist der Anfang denke ich positiv gelungen…Zum Glück geht der Kelch mit Lehmann (sicher eine teure und unerfahrene Lösung) an uns vorbei.
    Wir bräuchten Leute a la Reuter…doch der wurde vor einiger Zeit dankend von Bader abgelehnt…
    Momentan ist es wieder einmal schwer an eine bessere Zukunft zu denken… Dennoch bleibe ich positiv und hoffe dass mit einem nun bald positiven sportlichen Umfeld wieder eine neue Ära beginnt

    Like

  2. Derby-Held 2015: Felix Zwayer…

    Like

  3. Hallo Frank, ja, so ein Derby erlebt man wohl nicht alle Jahre… Was für ein Spiel. Natürlich vom Ausgang her für uns weiß-grünen nicht ganz schlecht. Ich finde es in deinem Artikel (und auch bei den ganzen online-Kommentaren von Nürnbergern) ziemlich positiv, dass ihr euch (zu Recht) über die zwei Entscheidungen aufregt, aber den Sieg trotzdem nicht als unverdient dastehen lasst. Das war er nämlich absolut nicht, wenn wir mit einem 3:1 in die Pause gehen, darf sich auch keiner beschweren. Aber hätte hätte Fahrradkette, man sieht sich ja immer zweimal in der Saison 🙂 Kopf hoch!

    Like

    • Danke für deine aufmunternden Worte. Nur dein letzter Satz hat mich dann doch ziemlich beunruhigt: Der Hinweis auf das Rückspiel hätte echt nicht sein müssen! Denn mich beschleicht eine böse Vorahnung, dass der Ruhmreiche erneut abkacken wird. Aus mir unerfindlichen Gründen kann der Club gegen die Freunde aus der Westvorstadt eben kein Derby… Naja, die Hoffnung stirbt zuletzt, dass wir aus dem Hades mal wieder in den Derby-Olymp aufsteigen werden. Mit allen weiteren Aufstiegen haben wir ja eh nix zu tun – und das wird noch einige Zeit andauern.

      Like

Hinterlasse einen Kommentar