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Im Würgegriff der Schulden


9. Januar 2017 – Wintertransfer:

Es war zu befürchten, dass Burgis Abschied noch in der Winterpause erfolgen würde. Trotz vernünftiger Ablöse bleiben Schulden und Lizenzauflagen – so ist der Club weiterhin fast handlungsunfähig bei Transfers. Was bedeutet das für die nähere Zukunft?

Als am Montagabend kurz vor 19 Uhr die Club-App ihre Pushnachrichten verteilt hatte, war ich absolut perplex: „Guido Burgstaller wechselt mit sofortiger Wirkung zu Schalke 04“, lautete die ernüchternde Breaking-News.

Wir alle haben damit gerechnet, dass Burgis Abschied noch in der Winterpause erfolgen könnte. Aber da anscheinend keine Angebote vorlagen, haben wir auf einen Verbleib gehofft. Doch plötzlich ging alles sehr schnell und Schalke krallt sich aufgrund der akuten Verletztenmisere im Sturm unseren Burgstaller. Es ist bereits das zweite Mal, dass die königsblauen Freunde in der Winterpause ein rot-schwarzes Filetstück erwerben. Letzten Winter war es Schöpf, heuer ist es Burgi. Unsere Österreicher liegen der S04.

Ablöse ist überlebenswichtig

Doch wer will es GB9 verdenken, dass er diese Chance bereits jetzt ergreift? Er hat es im letzten halben Jahr oft genug offen geäußert, dass er in der 1. Liga spielen will. Im Sommer wäre er ablösefrei zu haben, so bekommt der Club wenigstens eine Ablöse von geschätzten zwei Millionen Euro plus diverse Erfolgszuschläge, wie auch immer die geartet sein mögen. Aus „Schalke und der FCN“ wird immer mehr „Schalke kauft den FCN“ … Doch eigentlich ist es kein Grund, sauer auf unsere Kumpel ausm Revier zu sein. Stattdessen hätte sich wahrscheinlich ein anderer Verein die Dienste von Burgi gesichert – und ob die Ablöse ähnlich hoch gewesen wäre, wage ich zu bezweifeln.

Denn genau darin liegt das große Manko: Jeder in der Branche weiß, dass der Club fast pleite ist und auf Gedeih und Verderb Transfererlöse benötigt. So ein offenes Geheimnis zur finanziellen FCN-Notlage nutzen die Manager anderer Vereine nur allzu gern, um die Ablöse zu drücken. So hat wenigstens nicht Freiburg oder Augsburg unseren Sturmtank verpflichtet, sondern die Schalker. Ein ähnlicher Notverkauf fand bereits im September 1993 statt, als in einer Nacht- und Nebelaktion unser legendärer Goalgetter Dieter Eckstein nach Gelsenkirchen verscherbelt wurde. Er erzielte dort in 30 Spielen lediglich vier Tore. Ob sich Geschichte wiederholt und Burgi ähnlich „erfolgreich“ auf Schalke wird?

Schönes Abschiedsgeschenk

Mit seiner kantig kämpferischen Art hat er zumindest das Zeug zum königsblauen Publikumsliebling. Ob seine spielerisch taktischen Veranlagungen auch für höhere Weihen in der Bundesliga ausreichen, wird sich zeigen. Ich gönne ihm den Erfolg und Danke ihm für die vielen, oftmals siegbringenden Tore für unseren Club.

img_1367_bearbeitetSo war Burgis 2:1-Siegtreffer gegen Lautern das Abschiedsgeschenk für Fans und Verein. Ich hatte es vor drei Wochen bereits befürchtet. Es war sein 14. Tor in der Vorrunde für den Ruhmreichen – er wird mir und dem FCN fehlen. Bye, bye, Burgi. Wie wird es mit der Club-Torfabrik weitergehen, jetzt, wo plötzlich das Fließband nicht mehr da ist?

Viel Schulden – wenig Spielraum

Die Aussichten sind mau! Trotz der Ablöse hat der Verein anscheinend kaum Spielräume, überhaupt Geld für Transfers und namhafte Verstärkungen auszugeben. Die Transfererlöse werden benötigt, um die Lizensierungsvorgaben von DFB und DFL erfüllen und dem drohenden Punktabzug entrinnen zu können. Machen wir uns nix vor: Der Ruhmreiche ist ein Sanierungsfall und im Würgegriff von DFB und DFL! Dieser Würgegriff schneidet uns fast die Luft zum Atmen ab und beraubt uns der Handlungsfähigkeit, um die Mannschaft verstärken zu können.

Mir kommt die rot-schwarze Schuldensituation genauso vor wie der goldene Ring am Schönen Brunnen: Irgendwie weiß niemand, wo der Anfang begründet ist, und auch ein Ende ist nicht in Sicht. Ein Teufelskreis!

Auf jeden Fall erwarte ich in der Rückrunde keine großen Erfolge. Ich hoffe zwar darauf, dass sich im Sturm Cedric Teuchert weiterentwickeln und Jakub Sylvestr vielleicht doch seine x-te Comeback-Chance nutzen kann. Jedoch schraube ich meine Erwartungen herunter. Wenn der Club die Saison auf einem einstelligen Tabellenplatz und als Nummer 1 in Franken abschließt, können wir schon zufrieden sein. Wer jetzt immer noch glaubt, dass wir an die Aufstiegsplätze ranschnuppern können, der ist ein unverbesserlicher Optimist. Optimismus ist zwar eher untypisch für Franken, aber wir werden ihn die nächsten Jahre mehr denn je brauchen.

Was-auch-immer-passiert

6 Kommentare zu “Im Würgegriff der Schulden

  1. […] Im Würgegriff der Schulden […]

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  2. Für mich stellt sich die Frage, wie unser Club in eine derart dramatische Lage rutschen konnte. ALLE Kontrollorgane, in erster Linie der Aufsichtsrat, hätten bereits vor Jahren die Misswirtschaft der Vorstände unterbinden müssen. Bis auf ein bisschen Folklore ist aber überhaupt nichts geschehen. Das gilt im Übrigen auch für die Fanbasis, die sich bei uns ja für extrem einflussreich hält. Doch anstatt dem jahrelangen Totalversagen nahezu aller Gremien etwas entgegenzusetzen, hat man sich lieber auf bunte Lichter konzentriert – zumindest ein Teil der Basis.
    Fakt ist: Neben dem sportlichen Geschäft hat man auch in den Bereichen Marketing, Sponsoring, Merchandising, Public Relations katastrophale Arbeit verrichtet. In diesen wichtigen und (im Normalfall) lukrativen Segmenten ist unser Verein unterirdisch aufgestellt. Doch gerade diese Sparten sind wichtige Säulen im bezahlten Fußball. Noch schlimmer ist das, was in den Bereichen Finanzen und Profiußball geschehen (oder nicht geschehen) ist. Die Auswirkungen werden wir noch sehr lange zu spüren bekommen. Allein die Tatsache, dass die wir in den vergangenen zwei Jahrzehnten so gut wie keinen Jugendspieler dauerhaft erfolgreich in das Profiteam einbinden konnten, unterstreicht, wie schlecht unser sportlicher Unterbau ist (das gilt auch für unsere zweite Mannschaft). Auch die extrem enttäuschende Entwicklung bei den Mitgliederzahlen ist ein klares Indiz für jahrelange Versäumnisse.
    Wie heißt es immer so schön: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Und in Nürnberg trägt die Hoffnung die Namen Meeske und Bornemann. Ich seh immerhin den Silberstreif …
    Nix für ungut.

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  3. Der DFB u. DFL können nichts dafür (Würgegriff). Die Regeln stehen fest u. der Club kennt sie. Der Schuldige für mich ist u. bleibt Bader! Warum zieht diesen Versager niemand zur Rechenschaft?!

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    • Klar kennt der Club die Regeln, aber für finanzielle Verfehlungen mit hohen Geldstrafen belegt zu werden, finde ich kontraproduktiv. Das hat einen Hauch von: Den Teufel mit dem Belzebub austreiben.
      Aber es stimmt: Die Fehler wurden bereits in der Ära Bader gemacht – und daran wird der FCN leider noch sehr lang zu Knabbern haben!

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  4. Cedric wird’s richten. Jetzt ist die Chance für ihn da und er wird sie ergreifen. Ich bin fest davon überzeugt und hoffe nur, dass wir ihn halten können, wenn er ähnlich erfolgreich wird.

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  5. Frank hat recht: Ein einstelliger Tabellenplatz wäre schon etwas. Denn nach dem Burgstaller-Transfer stellt sich in der Tat die Frage, wer annähernd so viele Tore schießen soll für unseren Club. Aber vielleicht setzt der Abgang neue Kräfte frei, vielleicht kommt Parker endlich in Fahrt und Gislason. Oder eben Sylvestr. Auch die Transfers von Schöpf und Stark haben den FCN nominell geschwächt – das Team hat sie dennoch wettgemacht. Wichtig ist in solch einer Lage mehr denn je: nicht verzagen, sondern Brust raus! Wir sind der Club. Sollen die anderen doch erst mal kommen.

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